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Stadtrundgang Darmstadt (Teil 8)


(Teil 7)

1846 wurde die Main-Neckar-Bahn gebaut, in Darmstadt wurde im selben Jahr dazu der Bahnhof eröffnet. Damit zog im Residenzstädtchen endgültig die Industrialisierung ein. Damals lag der Bahnhof noch vor den Toren der Stadt, genau gesagt vor dem "Rheinthor" der Mollerstadt. Ein halbes Jahrhundert später macht die rapide wachsende Stadt eine neue, weiter außerhalb liegende Station nötig.

Zunächst diente der Bahnhof nur der Main-Neckar-Bahn, hier sehen wir ihn im Jahr der Eröffnung. Bald kamen weitere Strecken hinzu, z.B. 1858 die Rhein-Main-Bahn, die in Darmstadt mittels Kopfbahnhof verbunden wurde. Noch 1866 dienten dazu am Ende der Gleise nur zwei kleine quadartische Gebäude, obwohl eigentlich schon früher ein repräsentativerer Bahnhofsbau gefordert wurde. Aber erst 1873 wurde dann tatsächlich der Ludwigsbahnhof realisiert, der nun der Rhein-Main-Bahn, der Riedbahn und der Odenwaldbahn diente.

Wir beginnen den heutigen Stadtrundgang mit einem Bild der Station Darmstadt aus der frühen Zeit.

  • Bild 1: Auch wenn das Bild bei der ULB mit "um 1880" datiert ist, können wir offenbar am Ende der Bahnhofstraße in die Weite schauen, es gibt lediglich die oben erwähnten quadratischen Gebäude der Rhein-Main-Bahn. Das Bild ist somit zwischen 1858 und 1873 entstanden.
  • Bild 2: Das Frappierende an diesem Bild ist, daß es zwar die selbe Situation zu einer ähnlichen Zeit zeigt, aber völlig anders wirkt. Das mag an der belebten Straße liegen, aber auch am Bild-Ausschnitt der Fotografie.
  • Bild 3: So sieht das Ensemble aus Main-Neckar-Bahnhof und Ludwigsbahnhof mit neu gestaltetem Bahnhofsvorplatz dann später aus. Was der Anlaß für den Schmuck ist, ist mir unbekannt. Auf jeden Fall ist da Bild nach 1877 entstanden, da wurden nämlich die Seitenflügel des Main-Neckar-Bahnhofs um ein Stockwerk erhöht. Andererseits gab es die (elektrische) Strassenbahn am Bahnhof erst 1897, später bekommen die Gleise an der fraglichen Stelle noch eine "Überholspur", die auf unserem Bild m.E. noch nicht existiert. Beide Bahnhofsgebäude blieben auch nach Errichtung des neuen Hauptbahnhofs 1912 erhalten, wurden dann aber im Krieg stark beschädigt.
  • Bild 4: Den Krieg überlebt hat das Gebäude der "Bank für Handel und Industrie von 1874, direkt gegenüber dem Ludwigsbahnhof. Es wurde zwar auch beschädigt, steht aber noch heute.
  • Bild 5: Über die Friedrichstraße gehen wir wieder zurück Richtung Osten. An ihrem Ende entstand 1876 nach jahrelangen Verhandlungen mit der Stadt die prächtige Synagoge der liberalen jüdischen Gemeinde von Darmstadt als Ersatz für ihre alte Synagoge in der Altstadt (also in der Kleinen Ochsengasse Nr. 12). Sie wurde 1938 von den Nazis komplett zerstört.
  • Bild 6: Wir gehen weiter nach Osten über die Zeughaustraße bis zum Theaterplatz und schauen auf das Zeughaus, auch als Exerzierhaus bekannt. Das Bild ist beim Stadtlexikon auf 1868 datiert. Wenn das stimmt, dann sehen wir aus gutem Grund noch nicht das "Landeskriegerdenkmal" von 1879 wie auf diesem Bild.
  • Bild 7: Hier nun das Zeughaus mit Denkmal und mit dem (nach dem Brand von 1871 wieder errichteten) Hoftheater. Das Bild stammt also aus der Zeit zwischen 1879 und 1892, es ist vermutlich direkt vom Schloß aus aufgenommen worden, und die frisch gepflanzten Bäumchen am Paradeplatz deuten auf das Jahr 1886 hin.
    So sah das Hoftheater übrigens vor dem Brand aus.
  • Bild 8: Ein schneller Blick auf den Nordeingang des Schlosses, leider ohne Datum.
  • Bild 9: Ausnahmsweise schauen wir jetzt mal nicht auf eine Fotografie, sondern auf ein Gemälde von C. Jochheim, ein Maler, dem wir viele Stadtansichten von Darmstadt zu verdanken haben, wenn er auch nicht so bekannt ist wie Schnittspahn. Es zeigt "Die Fleischwacht" am Birngarten um 1800. Das ist die Stelle, wo viel später dann das "Cafe zur Oper" gebaut wird, d.h. wir stehen nördlich des Schlosses und schauen nach Osten. Es gibt auch noch eine weniger grob gemalte Version von dieser Ansicht. Welche Aufgabe diese "Fleischwacht" zu jener Zeit genau hatte, ist mir nicht klar. Um 1800 gab es nämlich schon lange den Schlachthof mitten in der Altstadt.
  • Bild 10: Die Altstadt östlich des Schlosses vom Glockenturm aus gesehen, der Blick in die Schloßgasse. Vorne sehen wir die Häuser Schloßgraben 13, dann Nr. 11 (Hechler, Carl, Hofbäcker) und Nr. 9 (einen Musikalienhändler kann ich in den Adressbüchern jedoch nicht finden).

In der nächsten Folge werde ich dann ein wenig Reste-Bilder durchgehen.


     
  Bild 1: Main-Neckar-Bahnhof  
     
Bild 1: Main-Neckar-Bahnhof

     
  Bild 2: Main-Neckar-Bahnhof  
     
Bild 2: Main-Neckar-Bahnhof

     
  Bild 3: Main-Neckar-Bahnhof und Ludwigsbahnhof  
     
Bild 3: Main-Neckar-Bahnhof und Ludwigsbahnhof

     
  Bild 4: Bank für Handel und Industrie  
     
Bild 4: Bank für Handel und Industrie

     
  Bild 5: Synagoge Friedrichstraße  
     
Bild 5: Synagoge Friedrichstraße

     
  Bild 6: Zeughaus  
     
Bild 6: Zeughaus

     
  Bild 7: Zeughaus und Theater  
     
Bild 7: Zeughaus und Theater

     
  Bild 8: Nordeingang  
     
Bild 8: Nordeingang

     
  Bild 9: Die Fleischwacht  
     
Bild 9: Die Fleischwacht

     
  Bild 10: Vom Glockenturm  
     
Bild 10: Vom Glockenturm

[Serie]

01.04.22 18:47 breiter Kristof [0 Kommentare]