ab 1940 von Luftangriffen betroffen. Bei den verantwortlichen Kreisen macht sich eine gewisse Nervosität breit, insbesondere bei der Kommunikation scheint es noch zu hapern. In einem
Nach den Luftangriffen der letzten Tage musste ich feststellen, dass die ... angeordneten Meldungen über Zeit und Umfang dieser Angriffe und ihrer Schäden von einigen Kreisleitungen recht mangelhaft erstattet worden sind. ... Die Kreisleiter haben durch Zusammenarbeit mit den örtlichen Polizei- und Wehrmachtsdienststellen und durch entsprechende Anordnung an die Ortsgruppenleiter ihre sofortige eigene Unterrichtung sicherzustellen.
Die Kreisleitung in Offenbach fühlt sich anscheinend ertappt und schickt am 5.9.1940 eine Meldung über einen Bombenabwurf in Langen (es liegt
leider nur der Durchschlag vor):
In der Anlage überlasse ich Ihnen eine Meldung der Ortsgruppe Langen über einen dort erfolgten Bombenabwurf. Die Verspätung ist damit zu begründen, dass niemand den Abwurf gehört noch gesehen hat, und dass man erst gestern zufällig die Trichter entdeckt hat.
Es gab also schon Anfang September die ersten Angriffe in der Nähe von Langen, der Umfang ist mir unbekannt. Ebenso unklar ist es auch hier, ob es sich um gezielte Angriffe gehandelt hat. Flakstellungen sind aber wohl in der Nähe von Langen vorhanden gewesen. Andererseits waren die Ziele der RAF 1940 überwiegend Industrieanlangen. Zudem waren Angriffe zu der Zeit noch reichlich ungenau. Nicht selten wurden die Ziele gar nicht gefunden, und die Bombenlast wurde dann über freiem Feld abgeworfen, um sicher zurückkehren zu können.
Knapp zwei Wochen später gibt es dann einen ausführlichen Bericht über den Anwurf von 12 Bomben. Der stellvertretende Ortgruppenleiter von Langen August Beck (Ortgruppenleiter
Willi Barth war zu der Zeit
in Litzmannstadt tätig)
meldet telefonisch am 15.9.1940 nach Offenbach:
Fliegerangriff auf Langen in der Nacht vom 14. auf 15.9.40; abgeworfen wurden: 11 Bomben und vermutlich 1 Blindgänger. - Heute Nacht gegen 24 Uhr wurden über Langen Flieger gesichtet. Gegen 1 Uhr, auf dem Rückflug wurde eine starke Detonation, 1 km östlich von Langen gehört. Sofortige Nachforschungen waren erfolglos. Ebenso lag keine polizeiliche Meldung vor. Heute, Sonntag, erhielt ich gegen 11 Uhr von dem stellvertretenden Propagandaleiter, Pg. Rach, die Nachricht. Er hörte, dass in östlicher Richtung von Langen, an der Chaussee nach Offenthal, Bomben abgeworfen waren. Sofort begab ich mich mit ihm an Ort und Stelle, wo bereits NSKK und SA waren und absperrten, auf polizeiliche Anordnung. Dies geschah ohne Verständigung des Hoheitsträgers. Abgeworfen wurden in östlicher Richtung, links der Strasse nach Offenthal, bei dem Kilometerstein 1,4: 11 Bomben schweren Kalibers, ein Einschlag, vermutlich 1 Blindgänger. Beschädigungen: nichts, ausser einigen Obstbäumen. Erschütterungen wurden bei dem Eisenbahnwärterhäuschen, Eichhorn, ungefähr 120 m östlich der Einschlagstelle festgestellt. Risse und Abfälle. Ebenso 20 m nördlich, in der Erk'schen Mühle, davon Fensterscheiben der Waschküche und des Wohnhauses. Die Polizei hat Kenntnis erhalten. Der Ortsgruppenleiter wurde hiervon nicht benachrichtigt. ... Foto-Aufnahmen werden nachträglich übersandt.
Am selben Tag noch erstellt Beck pflichtgemäß
seinen schriftlichen Bericht an die Kreisleitung:
... Abgeworfen waren 12 Bomben nach anliegender Skizze. 11 Einschläge und 1 Blindgänger (?). Die telegrafenleitung war an 8 Stellen beschädigt. Ausser Flurschaden wurde leichter Deckenschaden im etwa 120 m östlich entfernten Anwesen Eichhorn und im etwa 120 m nördlich befindlichen Anwesen Krämer Dach- und Fensterschäden verursacht. Die polizeilichen Massnahmen sollen um 3.00 Uhr nachts getroffen worden sein. Eine Besichtigung durch den Bürgermeister und seinen Stellvertreter war um etwa 7.00 Uhr. Beide Stellen fanden es nicht für nötig, mich als Hoheitsträger zu benachrichtigen. Telefonischen Bericht gab ich heute früh um 12.30 Uhr an Pg. Coloseus bei der Kreisleitung. Es ist ein grosser Missstand, dass das zurzeit brachliegende Telefon des Ortsgruppenleiters Barth nicht umgelegt werden kann. Die Genehmigung hierzu müsste bei Reichsschatzmeister Schwarz eingeholt werden. Besteht nicht die Möglichkeit, dass dies durch die Kreisleitung veranlasst werden kann?
Zwei Tage später schickt Beck dann auch
zwei Bilder nach Offenbach. Wir erkennen einen Bombentrichter, das Schild "Blindgänger - Lebensgefahr" sowie einige Männer, die offenbar den Blindgänger bergen. Es gibt auch
spätere Privatfotos, die vermutlich diese Stelle zeigen und einen besseren Überblick über die Bombentrichter geben. Der Presse ist dieser Vorfall natürlich nur eine kleine Meldung wert. Im
Langener Anzeiger vom 17.9.1940 lesen wir:
Sprengbomben auf Langener Gemarkung! Die englischen Luftpiraten lieferten uns in der Nacht vom Samstag auf Sonntag wieder einen Beweis mehr für ihre planlosen Angriffe auf nichtmilitärische Ziele in Deutschland. So warf ein britischer Flieger auf unsere Feldgemarkung eine ganze Anzahl Sprengbomben ab. Es entstand keinerlei Sachschaden.