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Das Ende der Wilhelmstraße


In der Mitte des 19. Jahrhunderts reichte die Wilhelmstraße nicht ganz so weit südlich wie die früher enstandene Lerchgasse (Bild 1). Man sieht den Abschluß der Bebauung durch einen ost-westlichen Weg (etwa 20m oberhalb der jetzigen Sehretstraße), der die Darmstädter Straße mit der Lerchgasse und dem restlichen Egelsbacher Weg verbindet. Das Ende der Wilhelmstraße wiederum war mit diesem Weg durch einen langen, diagonalen Fußweg verbunden, beginnend etwa bei der Wilhelmstr. 20.

Irgendwann wurden dann auch weitere Häuser weiter südlich gebaut. Zwei davon (Nr. 22 und 24) sind auch schon in den Brouillons von 1862 eingezeichnet, allerdings offenbar als Nachtrag (Bild 4). Man erkennt nicht, wann das genau eingetragen ist, es ist aber anzunehmen, daß diese beiden Häuser nicht vor 1860 entstanden sind.

Nun habe ich ja in den letzten Wochen viele Dokumenten der Familie Seel/Helfmann gesichtet. Und der Helfmann-Zweig, eine Eisenbahnerfamilie und somit Profiteuere der Industrialisierung, hat lange in dieser Wilhelmstraße 24 gewohnt. Unter anderem findet sich unter diesen Dokumenten auch der "Theilungsplan des Grundstückes Wilhelmstr. 24" von 1863 (Bild 2). Dieser Plan ist allein schon deshalb spannend, weil es ein Original des Geometers Hauf ist. Das ist der Mann, der damals die kompletten Grundstücke erfasst und eingezeichnet hat (die "Brouillons"), und zwar nicht nur für Langen, sondern viele weitere Gemeinden im Dreieichgebiet.

Der Plan belegt natürlich auch, daß um 1963 (plus minus ein paar Jahre) tatsächlich die Wilhelmstr. 24 gebaut wurde, und so wie es aussieht, auch als erstes in südlicher Richtung.

Interessanterweise ist die Grundstücksfläche wie im "Theilungsplan" angegeben (in Quadratklafer, 1 qKlafter = 6,25qm) deutlich geringer als die in späteren Dokumenten und auch heute. Das stimmt auch mit der Zeichnung überein. Und in der Tat, die Südgrenze der Grundstücks ist später wohl erweitert worden (Bild 3).

Der diagonale Fußweg zum Egelsbacher Weg wurde durch dieses Grundstück natürlich angeknapst. Es ist wahrscheinlich, daß sich kurzfristig ein "Verbindungsweg zum Verbindungsweg" gebildet hat, der im Laufe der weiteren Bebauung dann der Wilhelmstr. 24 zugeschlagen wurde. Auf jeden Fall hat sich das Muster des "angeknapsten Endes der Wilhelmstraße" in vielen Karten und Messtischblättern aus der zweiten Hälfte des 19.Jhds erhalten (siehe Bild 5). Im Verlauf der weiteren Bebauung wurde die Dialonale dann komplett aufgegeben, hat sich aber noch als Muster in den heutigen Grundstücksgrenzen erhalten (Bild 6).

09.12.2017, Nachtrag 1: Vermutlich sah die Wilhelmstr. 24 früher mal so aus.

09.12.2017, Nachtrag 2: Manfred Neusel schickt mir als Ergänzung die Daten der Brandversicherung der fraglichen Häuser "am Ende der Wilhelmstraße": Nr. 20: 1841 Jacob Barth, Nr. 22: 1862 Johannes Breidert IV., Nr. 24: 1863 Weigand Helfmann I., Nr. 26: 1868 Johann Christian Helfmann, Nr. 28: 1873 Heinrich Wilhelm Werner. Das bestätigt das oben gezeichnete Bild.


     
  Bild 1  
     
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  Bild 2  
     
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  Bild 3  
     
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  Bild 4  
     
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  Bild 5  
     
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  Bild 6  
     
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08.12.17 14:42 breiter Kristof [0 Kommentare]