Bei den Nachforschungen zur Geschichte unseres Hauses und deren Besitzern haben wir begonnen mit Anthon Herth (1785-1863), ein Schreiner, aber auch "Straußwirt". Der Sohn von Anthon (Heinrich, auch Schreiner, eines von 9 Geschwistern) kauft um 1841 das Haus Wilhelmstr. 3 als erster Besitzer. Heinrich bekommt mit seiner Frau Anna Maria insgesamt 6 Kinder, nur eines davon lebt wirklich lange.
Aber auch schon Anthon ist jüngstes von 11 Geschwistern. Sein Vater Johann Georg Herth war Schuhmacher und Gerichtsschöffe, er starb mit 59 Jahren, während seine Frau (auch eine Anna Maria) trotz der vielen Kinder fast 82 wurde. Anthon und seine Geschwister erreichten recht unterschiedliche Alter: Christoph 80 Jahre, Peter 38 Jahre, Anna Maria 57 Jahre, Anna Margarethe 3 Monate, Anna Catharina 100 Jahre, Georg Philipp 80 Jahre, Maria Elisabeth 1 Jahr, Johannes 58 Jahre, Catharina Elisabeth 57 Jahre, Jeremias 10 Tage, Anthon 78 Jahre. (Alle Daten stammen aus dem "Familienbuch Langen")
In die Geschichte Langens ist Anthon eingegangen, weil er 1818 das Haus Darmstädter Straße 19 gebaut hat und dort eine Gastwirtschaft geführt hat (Bild 1). Das Haus war ein prächtiger Bau mit einer einzigartigen Schindelfassade. Es wurde 1979 leider abgerissen.
Anthon scheint also ein tüchtiger Schreiner gewesen zu sein. Gut möglich, daß er auch bei der Erbauung der Häuser Wilhelmstraße 3 - 7 mitgearbeitet hat, auch wenn uns eigentlich nur "Johannes Breidert, der Ziegler" als Bauherr bekannt ist. Eines der Häuser hat er sich damit möglicherweise für seinen Sohn Heinrich gesichert.
Sein Handwerk hat Anthon wohl in Heidelberg und Frankfurt erlernt, das legen ein Gesellenbrief und ein Lehrbrief nahe, über die am 13. Juli 1951 unter dem Titel "Ausstellung alter Familienpapiere" in der Langener Zeitung berichtet wird. Es ist hier zwar von "Anton Herth" und "Johann Anton Herth" die Rede, aber es muss sich um unseren "Anthon Herth" handeln. Der Gesellenbrief von 1806 besagt:
Wir Geschworenen und andere Meister des Ehrsamen Handwercks derer Schreiner allhier in der Churfürstlichen Residenß Stadt Heidelberg bescheinen hiermit, daß gegenwärtiger Gesell Anton Herth von Langen gebürtig 21 Jahr alt mittler von Statur auch blonden Haaren bey uns 7 Jahr 2 Wochen in Arbeit gestanden und sich solcher Zeit über treu, fleißig wie es dem Ehrlichen Gesellen gebühret verhalten hat und deßhalben unsere samtliche Mit-Meistere diesen Gesellen nach Handwercks gebrauch überall zufördern geziemend ersuchen wollen.
Der Lehrbrief lautet:
Wir der Maire der Großherzoglich Frankfurtischen Residenz- und Handelsstadt Frankfurt am Main urkunden und bekennen hiermit, daß Johann Anton Herth aus Langen gebürtig bey Uns um ein beglaubigtes Attestat angesuchet, daß er die Schreiner Profeßion hieselbst ordentlich erlernet hätte. Da nun dessen Lehrmeister Philipp Carl Hildebrand vor uns erschienen, und auf seine bürgerliche Pflichten versichert, daß erwähnter Johann Anton Herth vom zehnten Juny Eintausend siebenhundert neun und neunzig bis dritten July Eintausend achthundert und zwei, also drey Jahr lang die Schreiner Profeßion ordentlich erlernet, und sich diese Zeit über still, treu und fleißig verhalten ...