Warum man im 21. Jh. überhaupt zu mittelalterlichen Themen forschen soll:
... wie wichtig es ist, sich auch in mittelalterlicher Geschichte auszukennen. Aus seinem falschen Mittelalterbild wollte der Autor die Schlussfolgerung ziehen, nur der „Fortschritt von Wissenschaft und der modernen Finanzen“ würden ein Wirtschaftswachstum garantieren. Das Mittelalter bietet ein anderes Modell von Wirtschaftswachstum an, das es sich in Zeiten der Ressourcenknappheit und des angeblich ungebremsten Bevölkerungswachstums zu reflektieren lohnt. Damit wird eine wichtige Funktion der Mittelalterforschung benannt: ein Gegenbild zu Zivilisation und Wirtschaftsmodell des 21. Jhs. anzubieten. Das gilt z.B. auch für das gesellschaftliche Zusammenleben, das im Mittelalter völlig ohne den Nationengedanken auskam. „Einblicke ins Mittelalter konfrontieren ... mit dem ganz Anderen. Es fördert in seiner Fremdheit zur Auseinandersetzung heraus und relativiert damit die Maßstäbe der Gegenwart,” meinte 2001 der renommierte deutsche Historiker Johannes Fried in einer Rede über „Die Aktualität des Mittelalters”. Aus dem Mittelalter gelte es nicht, ‚Handlungsanweisungen‘ zu ziehen, sondern ‚Handlungsmuster‘ zu erkennen, um unser Verhalten zu überdenken.