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Aus den Akten (8)


Hier nun weitere Vernehmungsprotokolle zum Thema Zerstörung der Synagoge in Langen. Wir beginnen mit Martin Kolb:

Ortspolizei-Verwaltung Langen, Vernehmung. Langen, den 10.Sept.1946

Auf Vorladung erscheint der Ofenwärter Martin Kolb, geb. am 31.1.04 in Langen, verheiratet, wohnhaft Langen, Behelfsheim 12 im Linden. Mit dem Gegenstand seiner Vernehmung bekannt gemacht und zur Wahrheit ermahnt, erklärt zur Sache folgendes:

Am Tage des Synagogenbrandes hatte ich meinen freien Tag und verbrachte denselben in meiner Wohnung (ich wohnte zu der Zeit in der Dieburgerstrasse, schräg gegenüber der Synagoge). Meine Frau machte mich auf Geräusche, die aus der Richtung der Synagoge kamen aufmerksam und fragte, Martin was ist da los. Ich ging daraufhin zur Synagoge und als ich dieselbe betrat, sah ich verschiedene Bekannte, wie sie mit Äxte, Beile usw. die Inneneinrichtung kaputtschlugen. Ich fragte den ersten besten, der mir in den Weg kam, was ist hier los und was wird hier gespielt. Darauf entgegnete mir derselbe, frage nicht so dumm, sondern nehme eine Axt und haue mit drauf. Darauf habe ich das erste Beil, das ich fand, in die Hand genommen und mit zugeschlagen.

Der Name des Mannes der mir die Antwort gab, ist mir heute entfallen. Von den Leuten, die bei meinem Betreten der Synagoge mit dem Zerstören der Inneneinrichtung beschäftigt waren, kann ich mit Bestimmtheit benennen:

Ludwig Schwinn, Heinrich Dröll, Wilhelm Dietzel, (F.G.), Wilhelm Görich, Adolf Eichhorn, Wilhelm Daum, Ortsgruppenleiter Wilhelm Barth, Peter Sehring.

Als ich in der linken hinteren Ecke mit dem Zerstören von Bänken und Stühlen beschäftigt war, wurde aus der rechten vorderen Ecke plötzlich der Ruf laut, die Synagoge brennt. Darauf habe ich alles liegengelassen, bin in meine Wohnung gegangen, habe mich dort umgezogen und bin mit dem Fahrad zum Spritzenhaus gefahren, da ich Mitglied der freiwilligen Feuerwehr war.

Über die Brandlegung kann ich keine bestimmten Angaben machen. Ich verdächtige sehr stark den Ludwig Schwinn, den Ortgruppenleiter Wilhelm Barth, den Adolf Eichhorn und den Wilhelm Dietzel. Eine bestimmte Begründung meines Verdachtes kann ich nicht geben, sondern es ist von mir reine Gefühlssache, da diese vier Leute als fanatische Judenhasser bekannt waren und am Abend vor dem Brande nach einer Übertragung der Führerrede über den Mord des Botschafters von Rath in Paris, von diesen die Bemerkung gemacht wurde: "Jetzt gibt es nur noch eins, alles anstecken und die Juden rausschmeissen."

Dieses ist die reine Wahrheit, weitere Angaben kann ich zur Zeit nicht machen.

Auch Martin Kolb wurde später zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt.

Es gibt auch noch einen Georg Kolb. Leider ist bei der Abschrift seines Vernehmungsprotokolls die Jahreszahl nicht erkennbar:

Schutzpolizei Langen -Vernehmung.- Langen, den 31.7.(..)

Auf Vorladung erscheint der Hausmeister a.D. Georg Kolb, geb. am 6.2.09 in Langen, verheiratet, wohnhaft in Langen, Frankfurterstrasse 19. Mit dem Gegenstand seiner Vernehmnung bekanntgemacht und zur Wahrheit ermahnt, erklärt zur Sache folgendes:

Am Tage des Synagogenbrandes im Jahr 1938 musste ich dienstlich in meiner Eigenschaft als Hausmeister nach Egelsbach. Als ich von meiner Dienstfahrt zurückkam, und meine Wohnung betrat, erklärte mir meine Frau, dass schon zweimal jemand dagewesen sein und nach mir gefragt hätte. Zuletzt wurde die Weisung des Ortsgruppenleiters Barth zurückgelassen, ich sollte nach Rückkehr umgehend ihn auf seinem Dienstzimmer aufsuchen. Ich fuhr sofort zum Rathaus und meldete mich bei dem Ortsgruppenleiter B., der in seinem Dienstzimmer sass. Die genaue Uhrzeit des Betretens des Dienstzimmers kann ich heute mit Bestimmtheit nicht mehr angeben. Meiner Meinung nach wird es kurz vor 10.00 Uhr gewesen sein. Ich hatte bei Betreten des Zimmers den Eindruck, dass eine längere Sitzung vorher in demselben gewesen sein muss, da mehrere Zigaretten(reste) im Aschenbecher lagen und Stühle um den Tisch standen. Anwesend in dem Zimmer waren Ortsgruppenleiter B., Ludwig Schwinn und ein Feuerwehrmann, dessen Name mir z.Z. entfallen ist. Alle sind mir seit Jahren bekannt. B. empfing mich mit den Worten: Du kommst aber spät, überall brennen die Synagogen und hier ist nichts los. Geh sofort zum Karl Vetter in die Dieburgerstrasse (der weiss schon Bescheid) und hole einen Kanister Benzin. Gehe von hinten in die Synagoge und schütte das Benzin aus, das Zeug wird schon brennen. Ich entgegnete ihm, die Sache liegt mir nicht, hast du nicht einen anderen für diese Aufgabe. Er entgegnete wörtlich, nun haue aber ab, alle anderen sind in dieser Aktion schon unterwegs. Daraufhin fuhr ich mit meinem Rad in die Dieburgerstrasse und da sah ich schon von Weitem Rauchschwaden aus der Synagoge aufsteigen. Ich fuhr weiter zur Synagoge und sah, dass dort Hitlerjungen mit den Talaren herumsprangen. Betreten habe ich die Synagoge nicht. Unter den Hitlerjungen erkannte ich mit Bestimmtheit den (H.D.). Kurze Zeit später erschien die Feuerwehr und ich fuhr mit meinem Fahrad zum Rathaus zurück und meldete dem Ortsgruppenleiter B. persönlich, dass die Synagoge ja schon brennen würde. Er entgegnete darauf, na dann ist es ja gut.

Ich bin zu der Zeit des Synagogenbrandes Zellenleiter in der NSDAP gewesen, habe mich aber aktiv an der Brandlegung bezw. Zerstörung der Synagoge nicht beteiligt. Ich bin bereit, diese gemachten Aussagen jederzeit bei Gericht unter Eid zu nehmen. Dieses ist die reine Wahrheit, weitere Angaben kann ich nicht machen.

Friedrich Görich, auch hier ist die Jahreszahl unklar:
Ortspolizei-Verwaltung Langen -Vernehmung- Langen, den 29.8.(..)

Auf Vorladung erscheint der K.f.Z. Handwerkermeister Friedrich Ludwig Görich, geb. am 29.(.).03 in Langen, verheiratet, wohnhaft in Langen, Rheinstrasse 4. Mit dem Gegenstand seiner Vernehmung bekannt gemacht und zur Wahrheit ermahnt, erklärt zur Sache folgendes:

Am Brandtage der Synagoge probierte ich einen Kraftwagen aus und als ich mit demselben zur Werkstatt in die Rheinstrasse zurückkam, strömte eine Menschenmenge die Dieburgerstrasse herauf und es hiess allgemein, die Synagoge brennt. Ich fuhr mit dem Wagen sofort zum Brandort und traf dort meine Feuerwehr, die bereits sämtliche Schläuche angelegt hatten, an. Mit den Löscharbeiten hatten sie noch nicht begonnen, da der Ludwig Schwinn der Feuerwehr verboten hatte, den Brand zu löschen. Ich ordnete sofort die Aufnahme der Löscharbeiten an, worauf Ludwig Schwinn mir entgegnete: Hier wird nicht gelöscht. Ich entgegnete ihm darauf, ich sei Brandmeister und das wäre meine Aufgabe und nicht Sache der Partei. Peter Sehring und ich ergriffen ein Strahlrohr. Meine Feuerwehrleute hatten inzwischen das Wasser aufgedreht und wir beide hielten das herausströmende Wasser auf Ludwig Schwinn, der darauf das Feld räumte.

Die Angaben des Peter Sehring vom 20.8.46 wurden mir vorgelesen. Beim Benennen meiner Person muss sich Sehring irren, da nicht ich sondern soviel ich weiss, der Jakob Seip an dem Tage des Brandes den Feuerwehrwagen gefahren hat.

Die Vernehmungsniederschrift des Wilhelm Barth vom (..).(..).46 wurde mir auszugsweise bekanntgegeben. Die Angaben entsprechen nicht der Wahrheit. Ich kann heute nicht mehr mit Bestimmtheit angeben, ob ich den B. am Brandort gesehen habe. Mit Bestimmtheit und jederzeit kann ich die eidesstattliche Erklärung abgeben, dass B. sich in gar keiner Art und Weise für die Löschung des Brandes eingesetzt hat, da wie ich bereits in meiner Vernehmung angab, die Differenzen mit Ludwig Schwinn gehabt habe.

Nach Löschung des Brandes und nach Beseitigung der Gefahr, habe ich den Befehl zum Abmarsch der Feuerwehr gegeben und ich bin auch selbst nach Hause gegangen. Dieses ist die reine Wahrheit und ich bin bereit, die gemachten Aussagen jederzeit vor Gericht unter Eid zu nehmen.

Schließlich noch Sophie Dieckler, eine der wenigen zufälligen Zeugen:
Offenbach, den 27.9.1946 - Auf Vorladung erscheint die Ehefrau Sophie Dieckler, geb, am 29.6.82 zu Langen, geschieden, wohnhaft in Langen, Friedhofstrasse 9. Mit dem Gegenstand ihrer Vernehmung bekannt gemacht und zur Wahrheit ermahnt, erklärt zur Sache folgendes:

Ende Oktober oder Anfang November arbeitete ich auf meinem Felde, etwa 60 bis 80m von der Synagoge entfernt. In den Morgenstunden (ab 8.00 Uhr) sah ich städtische und Gemeindearbeiter von aussen in der Synagoge arbeiten. Ich erkannte mit Bestimmtheit die Herren Heyden und Bär, die den Arbeitern Anweisungen gaben. Etwa 2 Stunden später hörte ich dumpfe Schläge aus der Synagoge schallen, ich sah des Öfteren hin und sah, wenn die Tür aufging, Bänke, Tische, Stühle und dem Pfarrer sein Gewand auf einem Haufen lagern. Von den Personen, die in die Synagoge hinein und heraus gingen, erkannte ich mit Bestimmtheit, den Eichhorn, Görich und Döring Karl, der von aussen an der Ampel hing. Plötzlich hörte ich eine laute Stimme, die anordnete, dass alles von und aus der Synagoge zurücktreten sollte. Ich sah einen Drückkarren beladen mit Handwerkszeug und eisernen Gegenständen wegdrücken. Der Wagen wurde weggedrückt durch Gaswerksarbeiter und städtische Arbeiter die mir von Ansehen alle bekannt waren, auf deren Namen ich mich heute aber nicht mehr besinnen kann. Einige Zeit später sah ich eine hellen Schein aus der Synagoge. Es schien zu brennen, man konnte aber nicht weiteres beobachten. Eichhorn kam nach einiger Zeit zur Synagoge und Görich kam mit einem jungen, etwas schmalen kleinen Männchen als er selbst aus der Synagoge und sagte zu Eichhorn: Es geht nicht an, das Zeug brennt ja nicht. Darauf erwiederte Eichhorn, das habe ich mir gedacht, ich gebe euch einen Kanister mit Benzin. Der kleine Mann, der bei Görich war, holte die Kanne mit Benzin und ich sah, wie er mit derselben die Dieburgerstrasse herauf kam und Görich damit in die Synagoge ging. Eichhorn ging zurück und verschwand in die Hügelstrasse. Einige Minuten später kam Görich und sein Helfer aus der Synagoge heraus und verschwanden in Richtung Dieburgerstrasse. Ich glaubte direkt nach dem Herauskommen derselben, Rauch aus den Fenstern der Synagoge zu sehen. Plötzlich wurde auch im Ort Feueralarm gegeben und die Synagoge brannte.

Ich vermute stark, dass Görich und sein Helfer den Brand gelegt haben. Sie waren jedenfalls die Letzten, die aus der Synagoge heraus kamen und direkt nach dem Herauskommen derselben habe ich die Rauchschwaden aus dem Innern der Synagoge aufsteigen sehen. Dieses ist die reine Wahrheit, weitere Angaben kann ich nicht machen.

     
  Langen von Osten, links die Synagoge, 1930er-Jahre  
     
Langen von Osten, links die Synagoge, 1930er-Jahre


12.11.21 17:49 breiter Kristof [0 Kommentare]