Zu Beginn des 19. Jhd. gab es in Langen einen bescheidenen Boom, wie wir auf der Karte von 1809 erkennen können. Die Infrastruktur war bereit (Begradigung der Chaussee, Abriss der Pforten 1791 und 1811) und der Ort breitete sich langsam nach Süden hin aus.
Auf dem schon erwähnten Klöpper-Plan von 1826 erkennt man gut, wie viele der 1809 ausgewiesenen Grundstücke entlang der Lerchgasse, des Leukertswegs und der Darmstädter Straße nun bebaut sind. Der Egelsbacher Weg ist verschwunden.
1813 erhielt Langen die Marktrechte, 1818 wurde am Ortseingang eine "Post Station" errichtet, die man auf dem Klöpper-Plan auch erkennen kann. Es war beste Postkutschen-Zeit.
[mehr ...]
Von der Wilhelmstraße ist bei Klöpper allerdings noch nichts zu erkennen außer einer dekorativen Baumreihe. Hier kommt nun eine weitere Karte ins Spiel, die leider undatiert ist: "Planung der Wilhelmstraße". Die Bebauung läßt auf 1836 bis 1838 schließen. Die Wilhelmstrasse ist noch als "neu angelegte Gasse" bezeichet, jedoch sind die längs dieser Gasse eingezeichneten Grundstücke fast identisch mit den heutigen (Wilhelmstraße 3 bekommt später noch einen Knick, gewinnt also etwas vom Nachbarn hinzu).
Das Haus Wilhelmstrasse 3 (also genau unseres oder ein Vorgänger) ist dann 1838 gebaut worden. Bis Anfang der 1840er-Jahre ist dann der ganze nördliche Teil der Wilhelmstraße bebaut. Prompt wurde dann auch die Verlängerung der Straße geplant, diesmal zum Glück genau datiert. Der Teil direkt unter dem Leukertsweg ist schon bebaut, darunter erkennt man einen "Fußpfad", einen Stichweg zum Egelsbacher Weg, sowie die eigentliche Verlängerung der Wilhelmstrasse.
Aus dieser Verlängerung wurde aber zunächst einmal nichts, wie man auf den "Brouillons" von 1862 erkennen kann. Man sieht hier nur diesen Stichweg, m.E. allerdings ein paar Meter weiter südlich und als echte Straße.
Diese Verzögerung ist kein Wunder. Mit dem Bau der Main-Neckar-Eisenbahn 1846 brach die Konjunktur aufgrund des Durchgangsverkehrs zusammen. Davon hat sich Langen erst viele Jahre später erholt und breitete sich dann vermehrt nach Westen Richtung Bahnhof aus.