Noch nie zuvor hat ein Buch meine Lebenseinstellung, meine Erkenntnisse und meine Zweifel so genau widergegeben wie das "Manifest des evolutionären Humanismus" von Michael Schmidt-Salomon, man könnte denken, der Mann sei mein Ghostwriter. Auf den ersten Seiten des Buches war ich etwas überrascht, wie deutlich und ohne beschwichtigenden Konjunktiv der Autor seine Überzeugung vorträgt. Aber dann passt alles so gut zusammen, daß die Klarheit der Sprache verständlich und notwendig erscheint.
Teilweise habe ich mir die Augen gerieben, wie genau die Aussagen des Buches das ausdrücken, von dem ich seit langem ziemlich überzeugt bin, aber was ich nie hätte formulieren können. Das kann nicht nur daran liegen, daß der Mann im selben Jahr wie ich geboren ist.
Homo sapiens erscheint dem kritischen, wissenschaftlich gebildeten Betrachter heute nicht mehr als gottgewollte Krönung einer gut gemeinten, gut gemachten Schöpfung, sondern als unbeabsichtigtes, kosmologisch unbedeutendes und vorübergehendes Randphänomen eines sinnleeren Universums. Das mag auf den ersten Blick trostlos erscheinen - und doch ist diese Botschaft keineswegs düster. Evolutionäre Humanisten betonen nämlich, daß gerade die Akzeptanz der tiefen metaphysischen Sinnlosigkeit unserer Existenz den Freiraum zur individuellen Sinnstiftung schafft. In einem "an sich" sinnlosen Universum genießt der Mensch das Privileg, den Sinn des Lebens aus seinem Leben selbst zu schöpfen.
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